Die Ehem. Synagoge in der Saarstraße ist ein stattlicher Sandsteinbau und eine der größten und am besten erhaltenen Synagogen der Region. Sie bildet bewusst im Stadtbild eine Achse mit den christlichen Kirchen (Evangelische Schlosskirche, Katholische Pfarrkirche und Ehem. Lutherische Kirche) als historischer Beleg für die religiöse Gleichberechtigung der Konfessionen des 19. Jahrhunderts.
Seit dem 09. November 1988 wird die Synagoge auch „Haus der Begegnung“ genannt.
Kurzinfo – Ehem. Synagoge / Haus der Begegnung
- 1864 bis 1866 von der jüdische Kultusgemeinde Meisenheim errichtet
- Vorbild für den Bau war die Frankfurter Hauptsynagoge
- Zerstörung des Innenraums in der Reichsprogromnacht (09.11.1938
- Seit dem Jahr 1982 unter Denkmalschutz
- Bezeichnung: „Haus der Begegnung“ nach dem Umbau 1988
- Heute Veranstaltungsort, Dauerausstellung im Innern etc.
In den Jahren 1864 bis 1866 errichtete die jüdische Kultusgemeinde Meisenheim nach dem Vorbild der Frankfurter Hauptsynagoge ihre neue Synagoge für 15.200 Gulden. Damals gehörte Meisenheim zur Landgrafschaft Hessen-Homburg; der Landgraf steuerte 500 Gulden bei. Aufriss und Proportionen des Gebäudes sind spätklassizistisch empfunden.
Von den ehemals 20 Synagogen im Kreis Bad Kreuznach war sie die größte und anspruchvollste. Im Jahr 1864 betrug die Gesamtbevölkerung in Meisenheim 1.882 Personen, davon waren 198 Personen jüdischen Glaubens.
Die Zeit während des Nationalsozialismus
In der Pogromnacht am 09. November 1938 teilte die Synagoge in Meisenheim das Schicksal aller Synagogen in Deutschland: Sie wurde im Inneren zerstört. Ein Brand, der gelegt war, wurde wieder gelöscht, da ein von den Nationalsozialisten genutztes Nachbargebäude hätte in Gefahr kommen können. Bis 1945 überwiegend industriell genutzt, diente sie danach als Lager für Getreide, Futter- und Düngemittel.
Der Auf- und Ausbau als ‚Haus der Begegnung‘
Im Jahr 1982 unter Denkmalschutz gestellt, erwarb der 1985 gegründete ‚Träger- und Förderverein Synagoge Meisenheim‘ 1986 das Gebäude und stellte es am 09.11.1988 nach erfolgtem Auf- und Ausbau als ‚Haus der Begegnung‘ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Es entstand ein Vortrags- und Konzertsaal, Unterrichtsräume, eine Dauerausstellung zur Geschichte des Judentums im Naheland sowie eine Spezial-Bibliothek mit Judaika.
Träger- und Förderverein Synagoge Meisenheim e.V.
- Vorsitzender: Günther Lenhoff, Meisenheim (Telefon: 06753 / 124511)
- Ehrenvorsitzender: Landrat a.D. Hans Schumm, Bad Kreuznach
Durch Bescheid vom 21. Mai 1997 wurde das Gebäude als besonders schützenswertes Kulturgut unter den Schutz der Haager Konvention gestellt.
Im Jahre 1999 wurde darüber hinaus als Zeichen der deutsch-israelischen Versöhnung über dem Eingang ein von der Partnerstadt des Kreises Bad Kreuznach, Kyriat Motzkin/Israel, gestifteter David-Stern aus Jerusalem-Marmor angebracht.
Spendenkonto
- Träger- und Förderverein Synagoge Meisenheim
- Bank: Sparkasse Rhein-Nahe (BIC: MALADE51KRE)
- IBAN: DE39 5605 0180 0007 0047 57
Als ein Kunstwerk besonderer Art gilt das Glasgemälde (siehe Bild) in der Ostwand des Synagogensaales. Gestaltet wurde es von der israelischen Künstlerin Ruth van de Garde-Tichauer unter Assistenz des Künstlers Karlheinz Brust, Kirn.
Den Darstellungen zugrunde liegt das 18 Bitten-Gebet (Schemone Esre), das auch heute noch im jüdischen Kultus seine Gültigkeit hat:
Stoße in die große Posaune zu unserer Befreiung und richte ein Panier auf, all unsere Verbannten zu sammeln von den vier Flügeln der Erde hin nach unserem Land.
Auch nach neutestamentarischem Verständnis wird der Messias am Ende der Tage seine Engel mit hellen Posaunen aussenden, um die Seinen aus den vier Winden des Himmels zu sammeln. (Matth. 24/31; Mark.13,27). So ist das Fenster von seiner Aussage her, als ein jüdisches und zugleich christliches Kunstwerk zu verstehen.
Tagungs- und Versammlungsort für kulturelle Aktivitäten
Gemäß seiner Aufgabe als ‚Haus der Begegnung‘ findet seitens des Träger- und Fördervereins Synagoge Meisenheim, des Volksbildungswerkes und der Musikschule Kirn / Meisenheim / Bad Sobernheim ein vielseitiges kulturelles Angebot von Konzerten, Vorträgen, Lesungen, Buchvorstellungen, Ausstellungen etc. statt.
Im Erdgeschoß des Gebäudes befindet sich eine Ausstellung, die der Geschichte jüdischen Lebens in Meisenheim und seiner Umgebung gewidmet ist, sowie eine stattliche Bibliothek von Judaica, Werken zur Kultur, Religion und Geschichte des Judentums. Als Tagungshaus steht das Gebäude im Erdgeschoß mit einem Sitzungsraum und im Obergeschoß mit einem Versammlungsraum für Veranstaltungen und Seminare von Vereinen, Schulen, Lehrerkollegien, kommunalen Gebietskörperschaften, Verbänden pp. zur Verfügung.
Besichtigungen, Führungen und Literatur-Ausleihe
Die ehemalige Meisenheimer Synagoge und die ständige Ausstellung zum Judentum in Meisenheim und Umgebung kann von April bis Oktober am 1. Sonntag eines jeden Monats von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Eine Führung durch die ehem. Synagoge ist für Einzelpersonen oder Gruppen nach vorheriger Vereinbarung jederzeit möglich. Die Literatur zum Judentum ist nach telefonischer Absprache mit Frau Eicher zu erhalten.
Informationen zur Führung
- Öffnungszeiten: April bis Oktober;
jeden 1. Sonntag eines Monats 15.00-17.00 Uhr - Besichtigung: für Einzelpersonen oder Gruppen nach Absprache möglich
- Preis: kostenlos (Spenden erbeten)
Ansprechpartner:
- Günter Lenhoff, Meisenheim (Telefon: 06753 / 12 45 11)
Literatur-Ausleihe zum Judentum: Absprache mit Herrn Günter Lenhoff